Modellregionenwettbewerb „Ernährungswende in der Region“

Gesundes und nachhaltiges Essen in unseren Kantinen braucht regionale Wertschöpfung und Strukturen

Modellregionenwettbewerb „Ernährungswende in der Region“ startet; 12 Millionen Euro bis 2026

Berlin, 06.06.2023

Dr. Anne Monika Spallek, MdB, Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft: Mit dem Modellregionenwettbewerb schlagen wir ein neues Kapitel auf! Wir bringen frisches, gesundes sowie nachhaltig und regional produziertes Essen zurück in die Kantinen vor Ort. Wir stärken damit die Gesundheit der Menschen, des Planeten, die regionalen Betriebe vor Ort und bringen die Wertschöpfung zurück in den ländlichen Raum.

Derzeit wird in immer weniger Kantinen mit frischen Lebensmitteln gekocht – in immer weniger Großküchen kommt regionales Gemüse, Fleisch oder Obst auf die Teller. Mit Folgen für die regionale Wertschöpfung: Immer mehr lokale Strukturen der Lebensmittelherstellung gingen verloren, Bäckereien schlossen, Mühlen starben, Landwirt*innen gaben auf. Konzentrationsprozesse ließen viele Betriebe sterben.

Mit dem Modellregionenenwettbewerb setzen wir diesem Trend ein Ende. Wir fördern modellhaft Projekte, in denen Strukturen, Kooperationen oder Vernetzungen aufgebaut und genutzt werden, damit in Kantinen vor Ort wieder mehr gutes Essen auf den Tisch kommt. Dabei sollen die Akteure vor Ort – vom Acker bis zum Teller, von der Landwirt*in über den Verarbeitungsbetrieb bis zum Caterer, dem Koch/der Köchin, dem Gast – zusammenarbeiten und die Wertschöpfungsketten gemeinsam entwickeln. Auch die Ernährungsumgebung und die Kulinarik spielen dabei eine Rolle. Egal ob in Kitas, Schulen, Firmen oder öffentlichen Einrichtungen, Voraussetzungen für die Teilnahme am Modellregionenwettbewerb sind: Die Umsetzung der Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V., ein Anteil von mindestens 30 Prozent an Bio-Lebensmitteln, die Verwertung von mehr regionalen und saisonalen Produkten sowie ein Beitrag zur Halbierung der Lebensmittelabfälle in Deutschland bis 2030.

Ich möchte dazu aufrufen, dass sich möglichst viele Städte, Gemeinden und Landkreise, aber auch gesellschaftliche Initiativen sowie privatwirtschaftliche Organisationen bewerben; sei es mit bereits vorhandenen Strukturen oder mit Projekten, die neue Strukturen aufbauen.

Im parlamentarischen Verfahren haben wir den Wettbewerb um elf Millionen Euro aufgestockt, weil es uns wichtig ist, die Transformation so zu gestalten, so dass sie von der breiten Gesellschaft getragen wird und wir von dem Wissen möglichst vieler Akteur*innen profitieren. Denn die Transformation des Ernährungssystems ist in erster Linie eine soziale Transformation. Sie wird nur funktionieren, wenn alle mitmachen!

Projektskizzen können bis zum 4. September bei der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) eingereicht werden. Der Wettbewerb hat ein zweistufiges Verfahren. Im ersten Schritt sollen Bewerbende Projektskizzen einreichen. Im zweiten Schritt werden die vielversprechendsten Projekte aufgefordert, einen Förderantrag zu stellen. Nähere Informationen finden Sie auf der Webseite der BLE unter: https://www.ble.de/DE/Projektfoerderung/Foerderungen-Auftraege/Ernaehrungswende/in-der-Region_node.html

Hintergrund: Rund 15 Prozent der Jugendlichen in Deutschland sind übergewichtig, sechs Prozent adipös - Tendenz steigend. Jeder siebte Todesfall ist auf ungesunde Ernährung zurückzuführen. Laut Berechnungen der Universität Hamburg belaufen sich die gesamtgesellschaftlichen Kosten der Adipositas in Deutschland auf etwa 63 Milliarden Euro pro Jahr. Dazu stehen wir vor einer Klimakatastrophe, einem gigantischen Artensterben und dem Überschreiten der planetaren Grenzen. Die ZKL (Zukunftskommission Landwirtschaft) beziffert die externen ökologischen Kosten der Landwirtschaft auf 90 Milliarden pro Jahr. 33 Prozent aller Lebensmittel werden weggeworfen und das Wissen über gutes regionales und saisonales, vielfältiges, frisch gekochtes Essen geht zunehmend verloren. All das erfordert ein Umdenken innerhalb des gesamten Ernährungssystems. Dieses Umdenken muss aus der Perspektive des Verbrauchers angedacht werden. Gemeinsam wollen wir das Ernährungs- und Agrarsystem vom „Teller“ ausgehend wieder nachhaltiger und gesünder aufstellen. Dieser Modellregionen-wettbewerb soll dabei helfen, die vorbildlichsten Konzepte, Prozesse und Strukturen dazu zu erarbeiten.

Dr. Anne Monika Spallek, MdB